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Ortsverband Bodman-Ludwigshafen: Vortrag über Demenz

Verbandsleben Aktuelles

Der SoVD-Ortsverband Bodman-Ludwigshafen und die Evangelische Kirchengemeinde luden am 6. Juni gemeinsam zu einem besonderen Abend ein: Unter dem Titel „Das Leben mit einer Demenz gestalten“ referierte Irina Rehaag von der Bruderhaus Diakonie im Johannes-Hüglin-Saal zum Thema Demenz – einem Thema, das viele Familien betrifft, aber häufig noch mit Unsicherheit und Sprachlosigkeit verbunden ist.

Saal mit Referentin und Zuhörer*innen.
Die Zuhörer*innen waren begeistert von Irina Reehags Vortrag.

Die Resonanz war groß: Rund 30 interessierte Teilnehmende fanden sich ein und erlebten einen ebenso informativen wie berührenden Vortrag. Irina Rehaag verstand es auf eindrucksvolle Weise, nicht nur medizinische Hintergründe zu erläutern – etwa zu den verschiedenen Formen der Demenz und deren Symptomen –, sondern vor allem auch Mut zu machen.

Klar wurde: Auch mit einer Demenzdiagnose ist ein würdiges, erfülltes und glückliches Leben möglich. Viele Betroffene verlieren zwar den Bezug zum Hier und Jetzt, leben aber mit erstaunlicher Klarheit in Erinnerungen aus vergangenen Jahrzehnten. Ein Beispiel aus Frau Rehaags Erfahrung: Ein demenzkranker Senior erklärte ihr überzeugt, er sei 40 Jahre alt und beruflich voll eingespannt – obwohl er längst im Ruhestand war. Solche Situationen zeigen, wie wichtig es ist, nicht zu korrigieren oder zu bewerten, sondern empathisch zu begleiten.

Ein weiteres eindrückliches Beispiel berichtete Frau Rehaag von einem demenzkranken Auto-Liebhaber. Die Angehörigen hatten große Sorge, dass er emotional zusammenbrechen würde, wenn man ihm das Autofahren verbietet – doch nach der notwendigen Entscheidung, ihm das Auto abzunehmen, geschah das Unerwartete: Der Betroffene erlebte die neue Situation als Entlastung. Kein Druck mehr, unterwegs sein zu müssen – stattdessen mehr Ruhe und Entspannung. Dieses Beispiel macht deutlich: Die Folgen einer Demenzerkrankung sind nicht ausschließlich negativ. Manches verändert sich – und manches wird sogar leichter.

„Nicht fragen: Warum hast Du das gemacht, sondern: Wie konnte es dazu kommen?“, war eine der zentralen Botschaften von Irina Rehaag. Ein Perspektivwechsel, der Angehörigen wie Pflegekräften hilft, eine Brücke zu den Betroffenen zu bauen – auf Augenhöhe, ohne Vorwurf, mit Respekt und Herzenswärme.

Der lebendige Vortragsstil, gepaart mit viel praktischem Wissen und großer Erfahrung, kam bei den Anwesenden hervorragend an. Frau Rehaag nahm sich Zeit für zahlreiche Fragen und reagierte mit spürbarem Engagement auf individuelle Anliegen aus dem Publikum.

Diese Veranstaltung war nicht nur ein informativer Abend, sondern auch ein starkes Zeichen: Demenz bedeutet nicht das Ende des Lebens, sondern den Beginn eines anderen Weges – einen, den wir gemeinsam gehen können.

Christian Müller